Redet mit uns über Honorare und Arbeitsbedingungen!

Drei Preisträgerinnen mit Urkunde und Blumen und der Wissenschaftsminister in einem prunkvollen Saal des Ministeriums

Bei der Verleihung des Staatspreises für Wissenschaftspublizistik an Peter Illetschko, des Förderungspreises an Judith Langasch und des Anerkennungspreises an mich, Sonja Bettel, habe ich in meiner Rede auf die Forderungen des Vereins Freischreiber nach höheren Honoraren und besseren Arbeitsbedingungen aufmerksam gemacht. So eine Gelegenheit in Anwesenheit des Wissenschaftsministers und der Kolleg*innenschaft darf man nicht ungenützt vorüber gehen lassen. Hier meine Rede:

„Sehr geehrter Herr Minister, sehr geehrte Mitglieder der Jury, liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Gäste.

Ich bedanke mich sehr herzlich für diese Anerkennung meiner Arbeit.
Ich freue mich darüber sehr, weil mir der Wissenschaftsjournalismus ein großes Anliegen ist.

Ich freue mich auch sehr darüber, dass ich als freie Journalistin diesen Anerkennungspreis erhalte. Ich bin gerne Freie, weil es mir Unabhängigkeit und flexibles Arbeiten zu verschiedenen Themen und für verschiedenste Medientypen und Formate ermöglicht. Freier Journalismus wird allerdings oft gering geschätzt. Freie sind die, die keine Anstellung bekommen haben, glauben manche. Und vor allem wird er großteils sehr schlecht bezahlt.

Ich möchte die Medienunternehmen bei dieser Gelegenheit deshalb im Namen des Vereins Freischreiber, den ich mit gegründet habe, zu einem Dialog über die Honorare und die Arbeitsbedingungen von Freien auffordern ­– mit dem Ziel, diese Situation endlich zu verbessern.

Wenn ich lese, dass eine so großartige, gut vernetzte und engagierte Journalistin wie Petra Ramsauer ihren geliebten Beruf aufgibt, weil sie diese Situation nicht mehr ertragen kann und das finanzielle Aushungern für sie auch lebensgefährlich wird, dann ist das gelinde gesagt eine Schande für unsere Medienbranche.

Ich freue mich über diesen Anerkennungspreis, weil ich ihn für eine Arbeit für unser Online-Magazin Flussreporter erhalte, das mir ein ganz besonderes Anliegen ist. Flüsse sind extrem bedrohte Ökosysteme und es gibt darüber viel zu wenig Wissen in der Bevölkerung. Diese Lücke wollen wir füllen.
Dieses Magazin ist in vielerlei Hinsicht eine Innovation und wurde möglich durch die großartige Zusammenarbeit der RiffReporter, einer Genossenschaft für freie Journalistinnen und Journalisten mit Sitz in Deutschland.

Wir haben für Flussreporter eine finanzielle Starthilfe der deutschen Alfred Toepfer Stiftung erhalten, die sich europaweit auf den Gebieten Kultur, Wissenschaft, Bildung und Naturschutz engagiert. In Deutschland gibt es ein paar Stiftungen, die journalistische Projekte fördern. In Österreich ist derlei leider sehr dünn gesät.
Bei uns bedeutet der Ausdruck „stiften gehen“ leider nur, dass man sich aus dem Staub macht, womöglich, nachdem man vorher etwas „abgestaubt“ hat.

Wenn Sie also Geld übrig haben und es gut anlegen wollen, dann stiften Sie es doch für qualitätsvollen, innovativen Journalismus.
Mein Wunsch an die Politik ist: Statt Inserate in Medien zu schalten, verwenden Sie dieses Geld doch für eine transparente Medienförderung nach klaren Qualitätskriterien – und vergessen Sie dabei nicht das Kriterium der fairen Bezahlung von freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Ich freue mich aus den bereits genannten Gründen auch darüber, dass dieser Anerkennungspreis dotiert ist. Ich verspreche Ihnen, ich werde dieses Geld in weitere Recherchen und Berichte über Flüsse investieren.
Schauen Sie regelmäßig auf unsere Website, um sich davon zu überzeugen.

Dieser Preis gebührt aber nicht mir allein, obwohl es in den Ausschreibungsregeln so vorgesehen ist. Er gebührt auch Thomas Bredenfeld, der mit seinen interaktiven 360 Grad Panoramen des Tiroler Lech dazu beigetragen hat, dass Information über Wissenschaft und Natur zu einem emotionalen Gesamterlebnis werden kann.
Gerade in Corona-Zeiten ist es sehr viel wert, nicht nur Vertrauen in die Wissenschaft zu schaffen, sondern auch Begeisterung für die Forschung und den Naturschutz.

Nicht zuletzt möchte ich meinem Kollegen Peter Illetschko und meiner Kollegin Judith Langasch gratulieren. Wohl verdient!

Vielen Dank.“