Freie Journalist:innen gründen das Selbstlaut Kollektiv

sieben junge Menschen sitzen an einem Tisch vor einem Wohnhaus und reden

„Wir haben es satt, uns den Job, den wir gerne machen, durch schlechte Bezahlung und schlechte Behandlung vermiesen zu lassen!“ Das sagten sich ein paar junge Journalist:innen, als sie im Sommer in einem Schrebergarten beisammen saßen und sich gegenseitig ihr Leid klagten.

Sie haben renommierte Journalismus-Ausbildungen gemacht; sie recherchieren vor Ort von Brandenburg bis Sudan, in Nicaragua und Sierra Leone, in Wien oder in Albanien; sie haben Stipendien für längere Recherchen erhalten und ihre Arbeiten wurden mit Preisen ausgezeichnet. Doch beim Anbieten von Geschichten, beim Aushandeln von Honoraren und Reisekosten oder bei Textänderungen durch die Redaktionen werden sie immer wieder behandelt, als ob sie Praktikant:innen wären.

Sie arbeiten gerne selbstständig und unabhängig, aber für das Diskutieren von Themen und Zugängen, einen kritischen Blick auf Dramaturgie und Sprache, für Trost, wenn etwas daneben geht, oder fürs Feiern von Erfolgen fehlen den Freien die Kolleg:innen.

Für alle diese Sorgen und Nöte gibt es eine Lösung: Bildet Banden!

„Wenn wir keine Redaktion haben, dann gründen wir eben eine“, beschlossen deshalb zwölf Journalist:innen und Fotograf:innen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz, die für deutschsprachige und internationale Medien in Print, Radio, Video und Multimedia-Formaten arbeiten. Entstanden ist das „Selbstlaut Kollektiv“.

Ziel ist, gemeinsam größere Rechercheprojekte anzustoßen, Kontakte auszutauschen, offen über Honorare zu reden, sich gegenseitig bei Redaktionen weiter zu ermpfehlen, Aufträge weiterzugeben, gemeinsam Workshops anzubieten und sich gegenseitig zu unterstützen, wo immer es geht, erzählt Bartholomäus von Laffert.

Er selbst ist in Bayern aufgewachsen, hat die Münchner Journalistenschule besucht und lebt seit ein paar Jahren in Wien, wenn er nicht gerade recherchierend in der Weltgeschichte unterwegs ist. Kürzlich haben er und Alicia Prager, ebenfalls Mitglied bei Selbstlaut, bei der „Reihe für Freie“ vorgetragen, die wir Freischreiber Österreich und das Kuratorium für Journalistenausbildung gemeinsam als preisgünstiges Webinar veranstalten. Bartholomäus und Alicia haben auch da empfohlen, sich mit Kolleg:innen über Honorarhöhen auszutauschen, damit man besser verhandeln kann.

Wir empfehlen dies auch immer in Diskussionen in unserem Facebook Forum und bei unseren Stammtischen. Vernetzung und Ermächtigung sind auch die Gründe, warum wir den Verein Freischreiber (benannt nach dem Vorbild des deutschen Freischreiber e.V.) gegründet haben.

Das Selbstlaut Kollektiv freut sich über Aufträge und Zusammenarbeit und ist offen für weitere Mitglieder.