„Lust oder Last? Bücherschreiben für Freie“ – zu diesem gut besuchten Erfahrungsaustausch versammelten sich Mittwochabend im Freischreiber:innen Büro und online fünf geladene Vortragende vor einem Publikum mit mindestens ebenso vielen Autor:innen. Ob Erstlingswerk oder Multiautorin manche Fragen stellen sich immer: Wie kommt man an einen Verlag? Was bringt Self-Publishing? Wie bringt man diese Aufgabe im Arbeitsalltag unter? Welche Rolle spielen Trends und Zufall? Und was kann man mit dem Bücherschreiben regulär oder auf Umwegen verdienen?
So gelang ein Bestseller
Anita Arneitz, die auch Buchcoaching anbietet, war aus Kärnten zugeschaltet und teilte bereitwillig Ezzes aus den Bereichen Ghostwriting, Self-Publishing und Buchmarkt. Ein Bestseller gelang ihr mit „Trick 17 – 222 Life Hacks für die schönsten Tage des Jahres“ im Frech Verlag, dank einer Plakatkampagne des Verlags an deutschen Bahnhöfen. Kann man nicht planen, freut aber. Büchermachen gelingt jedenfalls besser, wenn man mit den Beteiligten im Verlag im guten Einvernehmen ist und sich aufgehoben fühlt.
Eigeninitiative gefragt
Die Vermarktung nach der Publikation erfordert jedenfalls Eigeninitiative. Wir empfehlen Anitas aktuelle Werke „Lieblingsplätze Kärnten“ und „Radvergnügen Kärnten“. Nächstes Jahr kommt ein großes Slowenien-Buch heraus. "Richtig Geld verdienen mit dem Schreiben von Büchern ist schwierig, aber sie sind für Selbstständige ein verdammt gutes Marketinginstrument und können neue Türen öffnen", sagt Anita.
Eintauchen ins Thema
Dass Bücher die Möglichkeit bieten, sich intensiver und umfassender mit einem Thema auseinanderzusetzen, dem stimmt auch Nina Schedlmayer zu, die eine Biografie über Margot Pilz bei Leykam verfasste und aktuell darauf wartet, dass ein fertig redigiertes Manuskript über die Künstlerin Stefanie Hollenstein bei Zsolnay als Buch das Licht der Welt erblickt. Die Freischreiberin ist Kunstkritikerin und Chefredakteurin des Kulturmagazins „morgen“. Sie betreibt den artemisia.blog über Kunst und Feminismus, der sie letztlich als Biografin ins Spiel brachte und erhielt 2017 den ersten Österreichischen Staatspreis für Kunstkritik.
Tantiemen-Erfolg
Da Nina viel Zeit im dortigen Archiv für die Recherche verbrachte, bekam sie ein Arbeitsstipendium der Gemeinde Lustenau angeboten. Ebenfalls ein Stipendium, nämlich von der Arbeiterkammer, bekam Freischreiber Johannes Greß für sein zweites Buch. Er ist in der spannenden Phase: alles abgegeben und das Buch „Ausbeutung auf Bestellung“ über prekäre Arbeitsverhältnisse im ÖGB Verlag erscheint in zwei Monaten. Davor hat er bereits seine Masterarbeit zu einem Buch umgearbeitet („Konsumideologie. Kapitalismus und Opposition in Zeiten der Klimakrise“ im Schmetterling Verlag), was zumindest im Bereich Tantiemen von der Literar mechana ein Erfolg war. Beim ersten Buch passieren die meisten Fehler, jedes weitere profitiert von der Erfahrung. Sein Praxistipp: Verlagsvertrag mit der IG Autor:innen durchgehen, um Widersprüche und dreiste Forderungen aufzudecken.
„Bücherschreiben öffnet Türen“
Viktoria Urbanek ist Reisebloggerin, freie Journalistin und Autorin des Buchs „Glücksorte im Salzkammergut“, zwei weitere Bücher sind in Arbeit. „Mit dem Bücherschreiben öffnen sich Türen, von denen man nicht wusste, dass es sie überhaupt gibt“, sagt sie. Aber sorgfältige Planung war angesichts knapper Spesenbudgets Pflicht. Die schlechte Erfahrung mit Literaturagenten teilt sie mit Astrid Kuffner, die bei Emons zuletzt mit Nini Tschavoll „Wien. Unterwegs in deiner Lieblingsstadt“ veröffentlichte. Mag aber an der Person liegen. Lektor:innen sind hingegen meist wohlwollende Sparringpartner:innen für das Werk. Vorsicht ist bei österreichischem Deutsch in deutschen Verlagen aber immer geboten.
Kreatives Chaos
Verschiedene Vergütungsmodelle von Verlagsvorschuss mit Beteiligung am Verkauf bis Fixhonorar wurden besprochen und insgesamt Mut gemacht, es zu wagen. Bei der Arbeitsorganisation gibt es den Typ Excelliste und kreatives Chaos, ein eigenes Notizbuch nur für ein Projekt ist verbreitet, Farbcodierungen aller Art und auch etwas Selbstbetrug, denn ein Buchkapitel ist ja nur etwas länger als eine ausführliche Reportage und alles lässt sich in handhabbare Arbeitspakete aufsplitten. Neben Exposé und Probekapitel kann sich auch ein ausführlich kommentiertes Inhaltsverzeichnis bei der Bewerbung bei einem Verlag lohnen.