Saures geht an....

....die Tiroler Tageszeitung.

In peripheren Regionen wie dem Großteil des Bundeslandes Tirol wird es als Privileg erachtet, für die mächtige Tiroler Tageszeitung arbeiten zu dürfen. Die Ansprüche dieses Mediums an freie MitarbeiterInnen sind auch dementsprechend hoch und es ist nicht leicht, in die Riege der Freien der TT aufgenommen zu werden.

Geradezu flachländisch sind hingegen die Honorare für Freie, die in alle Ecken des Bundeslandes ausschwärmen und dafür mehrere Stunden für Anreise, Recherche und Interviews auf sich nehmen müssen. Uns sind Honorare von einem Cent pro Zeichen für einen Artikel mit mehrstündigem Arbeitsaufwand zu Ohren gekommen. Das ergibt einen brutto-„Stundenlohn“ für Freie, der den Bruchteil eines angestellten Redakteurs / einer angestellten Redakteurin ausmacht – bei wohl gleicher Anforderung an die Qualität der Arbeit. Von diesem Betrag muss der / die Freie noch mindestens die Hälfte abziehen für Steuer, Sozialversicherung, Büro, Computer, usw. Ein Beispiel zur Veranschaulichung: Für einen Artikel, der 200 Zeilen lang ist, bleiben den Freien nach den Abzügen nur mehr knapp über 30 Euro netto übrig. Bei einem Zeitaufwand von sechs Stunden beträgt der Stundenlohn somit umgerechnet rund 5 Euro.

Für diese teils miese Bezahlung verleiht der Verein Freischreiber Österreich den sauren Preis 2020 an die Tiroler Tageszeitung. Wir hoffen, dass diese negative Auszeichnung dazu beiträgt, dass die TT alle für sie tätigen Freien in Zukunft fair bezahlt und behandelt.

 

Hier das Statement der Chefredaktion der TT:

Schönen Tag!

Mit großer Verwunderung haben wir Ihr Schreiben gelesen. Die Tiroler Tageszeitung hat im Gegensatz zu etlichen anderen Medien überhaupt keine "schlampigen" Anstellungsverhältnisse. Bei uns gibt es entweder angestellte Redakteurinnen oder Redakteure (natürlich nach Kollektivvertrag oder vielfach darüber hinaus bezahlt) oder wirklich freie Mitarbeiter, die nur fallweise für uns schreiben (weil sie oft andere Berufe wie Lehrer usw.) haben. Auch da zahlen wir zumindest das, was im Kollektivvertrag vereinbart ist, und je nach Aufwand bzw. in Absprache mit Chefredaktion oder Ressortleitern auch teils deutlich mehr. Und was auch nicht ganz unwichtig ist, was Ihnen gewiss jeder aus unserem Haus bestätigt wird. Bei uns wird das Geld (ob Gehalt oder Honorare) stets pünktlichst und vollständig auf Euro und Cent überwiesen. Das soll ja  sonst nicht überall der Fall sein...

Wir weisen Ihre Behauptungen jedenfalls zurück und hätten uns vor solchen "Preisverleihungen" ein Gespräch bzw. Fakten erwartet. Als Standesvertretung für freien Journalismus sollten auch Sie, was wir von jedem unserer Mitarbeiter verlangen, einhalten: den journalistische Grundsatz des Checks und Gegenchecks.

Alois Vahrner, TT-Chefredakteur