Süß-Saures geht an....

...die Salzburger Nachrichten.

Immer, wenn es ein Lehrbuchbeispiel für eine vorbildliche Bundesländerzeitung braucht, müssen die Salzburger Nachrichten herhalten. Ihre gelungene Mischung aus regionaler Verankerung und Weltoffenheit, die hohe Qualität ihrer Berichterstattung und ihre vielfach preisgekrönte Redaktion zeichnen sie aus. Man fühlt sich als LeserIn auf Anhieb von der Zeitung ernst genommen, und nicht anders geht es freien JournalistInnen: Die Kommunikation klappt reibungslos, Anrufe werden genauso weitergeleitet wie e-mails, man bekommt Antwort und wird zurückgerufen. Wie wir leider wissen, ist eine solche Kommunikation auf Augenhöhe alles andere als selbstverständlich, umso höher schätzt man sie.

Freude macht auch die die inhaltliche Diskussion, man merkt gleich: Mit dieser Redaktion lässt es sich gut arbeiten. Unangenehm wird es erst, will man dafür auch bezahlt werden. Wie weggeblasen ist mit einem Mal der Qualitätsanspruch, gerade noch als kompetent-sachlich erlebte GesprächspartnerInnen beginnen sich plötzlich zu winden und Haarsträubendes von sich zu geben. 100 Euro bezahlen die Salzburger Nachrichten in diesem Fall für 5.000 Zeichen, aber man habe eh nichts dagegen, wenn der Text mehrfach verkauft wird. Ok?

Um es mit einer eingängigen Metapher à la Günther Mayr, Leiter der ORF-Wissenschaftsredaktion, zu sagen: Als hätte man einen großen Schöpfer Essiggurkerl über die frisch servierten Salzburger Nockerln gekippt bekommen, sitzt man da. Die gerade noch so appetitlich duftende Speise schrumpft in wenigen Augenblicken zu einem traurigen Häufchen von schlapper Konsistenz zusammen und beginnt komisch zu riechen. Qualitätsanspruch, Seriosität, wie war das noch einmal, Salzburger Nachrichten? Die Luft ist draußen, verstimmt schickt man das unappetitliche Angebot zurück und verlässt das Lokal.

Für diese Kluft zwischen hohem Qualitätsanspruch und fallweise niedriger Bezahlung verleiht der Verein Freischreiber Österreich den süß-sauren Preis 2020 an die Salzburger Nachrichten.