Ihr habt Euch leider verrechnet, liebe GPA-djp!

Ach, wie uns das Herz aufgegangen ist, als wir das Inserat gesehen haben! Und dann noch der Slogan: "Freie JournalistInnen verdienen mehr!" Das freut das Freischreiber-Herz! Aber irgendwie kann man nicht raus aus der JournalistInnenhaut: hinterfragen und so, es genauer wissen wollen, Sie wissen schon! Also haben wir unser Freischreiber-Recherchebüro angeworfen und nachgerechnet. Das Ergebnis: Da hat sich ein Rechenfehler eingeschlichen, liebe GPA-djp. Weniger als 900 Euro zum Leben, nicht 1.000 müsste es heißen! 

Die Zahlen, die die Gewerkschaft als Grundlage für ihre Rechnung hergenommen hat, kann man nicht anders als frommen Wunsch bezeichnen, der sich "Gesamtvertrag" nennt. Gesamtwas? Der Gesamtvertrag ist so etwas wie der Kollektivvertrag für Freie. Darin steht seit 1.12.2014, dass Freie für 1.000 Zeichen 34 Euro 50 bekommen müssen. In der Realität aber werden Freie mit 25 Euro 84 abgespeist.

Wie geht das nun wieder? Bitte sehen Sie es uns nach, denn nun wird´s ein bisschen verworren. Aber die seltsame Logik ist nicht auf unserem Mist gewachsen: Die Verleger argumentieren, dass der Gesamtvertrag nur für "ständig Freie" gelte, weil das so im JournalistInnengesetz vorgesehen ist und ein Kollektivvertrag nicht für Selbständige gelten kann. Ok, zugegeben, das ist noch kein Mist, der kommt jetzt: Die 25 Euro 84 sind der Tarif laut altem Gesamtvertrag. "Moment!" denken Sie sich, "Vorher hieß es doch, der Gesamtvertrag kann für Freie nicht gelten, warum dann also der alte?" Ja, das fragen wir uns auch!

Die Verleger sind also sehr wohl bereit, auch bei "freien Freien" den Gesamtvertrag anzuwenden, das zeigen sie nicht nur mit dieser eigenwilligen Praxis, das haben sie auch schon zuvor getan. Die eigentliche Frage lautet also: Sind österreichische Tages- und Wochenzeitungen bereit, eine Diskussion über faire Mindest (!)-Honorare zu führen und diese auch zu bezahlen – und zwar allen Freien! Und ist die GPA-djp bereit, sich nicht nur für ständig Freie einzusetzen, sondern für alle Freien? Denn welchen Sinn soll es haben, über eine Erhöhung von Tarifen zu verhandeln, die nur auf dem Papier existieren?

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